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Donnerstag, 23. Oktober 2008

Frei zugängliche Spezialausgabe von Climate Research

Das englischsprachige Wissenschaftsmagazin Climate Research stellt eine Spezialausgabe über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Meeresökosysteme zur freien Nutzung online. Die Inhalte wurden auf dem Europäischen Meeresbiologie-Symposium im August 2008 in Kiel präsentiert.

Mittwoch, 30. Juli 2008

Könnte sich das Klima drastisch und abrupt ändern?

Martin Ittershagen, Pressestelle
Umweltbundesamt (UBA)

29.07.2008

UBA-Papier zu möglichen "Kipp-Punkten" im Klimasystem
Die zunehmende Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre erwärmt das Klima. Die Lufttemperaturen der bodennahen, atmosphärischen Schichten steigen dadurch an. Werden bestimmte Temperaturschwellen erreicht, könnte das Klimasystem mit abrupten und starken Änderungen reagieren: Grönlands Eismassen schmelzen, der Meeresspiegel steigt an, das arktische Meereis schmilzt, die Arktis selbst erwärmt sich und der Regenwald am Amazonas trocknet zunehmend aus. Ein neues Hintergrundpapier des Umweltbundesamtes (UBA) fasst den Kenntnisstand zu möglichen Gefahren drastischer Klimaänderungen zusammen. "Schon in diesem Jahrhundert drohen uns bei weiter steigenden Temperaturen drastische Klimaänderungen - auch in Deutschland", sagte Dr. Thomas Holzmann, Vizepräsident des Umweltbundesamtes (UBA). "Wir alle sind Teil eines globalen Experiments mit der Lufthülle unseres Planeten, von dem wir nicht genau wissen, wie es ausgehen wird. Wir müssen den Ausstoß der Klimagase rasch und deutlich senken und uns an den Klimawandel anpassen.", so Holzmann weiter.

Die meisten Menschen denken bei dem Wort "Klimaerwärmung" an einen langsam fortschreitenden Prozess: Schon bei relativ geringen Temperaturanstiegen kann das Klimasystem bereits sogenannte "Kipp-Punkte" erreichen, bei denen es zu abrupten und drastischen Änderungen kommt. Steigende Temperaturen in der Arktis haben zum Beispiel in den letzten 100 Jahren zu einem Rückgang des Meereises geführt. Bei einem weiteren Anstieg der Temperaturen könnte die Arktis im Sommer bald eisfrei sein. Der Kipp-Punkt für eine sommerliche eisfreie Arktis könnte sehr nah oder möglicherweise bereits überschritten sein. Für die in der Arktis lebenden Menschen hätte das schwerwiegende Folgen: Gejagte Tierarten verschwinden, Häuser und Wege werden durch tauende Böden instabil und beschädigt. Eine weitere Erwärmung könnte auch für den Amazonas-Regenwald drastische Folgen haben. Verstärkt durch Waldrodungen und die Tatsache, dass sich Straßen, Ackerland und Weideflächen immer weiter ausbreiten, kann das Ökosystem Regenwald austrocknen und schließlich vollständig zusammenbrechen.
Wann genau solche Kipp-Punkte erreicht werden, können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch nur schwer bestimmen, da viele natürliche Prozesse noch nicht ausreichend erforscht sind. Jedoch ist sicher: Sind die Veränderungen im Klimasystem zu stark und nicht mehr umkehrbar, könnte eine Anpassung für den Menschen zu spät oder nur unter hohem Aufwand und extrem hohen Kosten möglich sein.
Entschlossenes Handeln ist daher zwingend erforderlich: Dazu gehört erstens, den Ausstoß der Treibhausgase in die Atmosphäre deutlich zu reduzieren. Zweitens müssen wir uns an die nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels anpassen - zum Beispiel durch die effiziente Nutzung der Wasserressourcen oder die Entwicklung trockenheitstoleranter Kulturpflanzen. Nur so lassen sich die Folgen eines sich ändernden Klimas in Grenzen halten und bewältigen.
Das Hintergrundpapier "Kipp-Punkte im Klimasystem - welche Gefahren drohen?" steht unter http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/hintergrund/kipp-punkte.pdf zum Download bereit.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Wissen Sie, welchen Lebensmittelrisiken Sie ausgesetzt sind und wie sie sich vermeiden lassen?

Susanna Knotz, 8.7.2008

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) untersucht u.a., ob unsere Lebensmittel, aber auch Zusatzstoffe oder Chemikalien für die Schädlingsbekämpfung sicher sind. Jetzt wurde eine anonyme Online-Umfrage gestartet, um zu erfahren, ob die Meldungen des Instituts bei den Verbrauchern auch tatsächlich ankommen. Jeder kann ohne Angabe von Namen und Adresse aber einiger anonymer Personendaten an der Umfrage teilnehmen.
Es geht bei den Fragen um die sichere Aufbewahrung und Zubereitung von Lebensmittel ebenso wie um mögliche Verunreinigungen mit gesundheitsgefährdenden Stoffen und wie man sein Risiko gegenüber einer möglichen Gefahr einschätzt.
Nach Beantwortung einer Frage wird in wenigen Sätzen erklärt, was es mit dem jeweiligen Risiko auf sich hat und wie man es vermeiden kann. Die Umfrage läuft noch bis Ende Januar 2009.

Freitag, 4. April 2008

Auschreibung Juniorprofessur Forschung zur Nachhaltigkeit

Quelle: Informationsdient Wissenschaft

Eine Million Euro für Forschung zur Nachhaltigkeit - Robert Bosch Juniorprofessur neu ausgeschrieben

Susanne Staerk, Kommunikation
Robert Bosch Stiftung


04.04.2008


Stuttgart, 4. April 2008 - Zum zweiten Mal schreibt die Robert Bosch Stiftung die Robert Bosch Juniorprofessur "Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen" aus. Damit sind bis zu einer Million Euro für fünf Jahre eigenständige Forschung verbunden. Vorsitzender des Programmbeirats ist Klaus Töpfer, Ex-Bundesumweltminister und Direktor des UN-Umweltprogramms. Bewerbungsfrist ist der 1. Juni 2008.

Mit der Juniorprofessur erhalten herausragende junge Wissenschafter die Möglichkeit, an einer deutschen Universität oder Forschungsinstitution über die nachhaltige Nutzung erneuerbarer natürlicher Ressourcen - vor allem in Entwicklungs- und Transformationsländern - zu forschen. In diesem Jahr sind Bewerbungen zu zwei Schwerpunkten besonders willkommen:

1. Konkurrenz um Landnutzung - etwa der Konflikt zwischen dem Anbau von Energie- und Nahrungsmittelpflanzen;
2. Landwirtschaft und Gesundheit - etwa die Auswirkungen der Tierhaltung auf Seuchenausbreitung, aber auch umgekehrt die Effekte von HIV/AIDS auf die landwirtschaftliche Produktion in Entwicklungsländern.

Bewerben können sich Wissenschaftler aus allen Ländern und allen relevanten Disziplinen, von den Agrar- und Forstwissenschaften, der Biologie und den Umweltwissenschaften, bis zur Ökonomie, Mathematik, Politik, Soziologie und Medizin. Auf Wunsch unterstützt die Stiftung Bewerber bei der Verhandlung einer "Tenure-Track"-Option an der Gastinstitution.

Die im Vorjahr ausgeschriebene Robert Bosch Juniorprofessur wurde am
27. März in Berlin an Frau Dr. Nina Farwig verliehen. Die Biologin wird an der Philipps-Universität Marburg untersuchen, wie Ökosysteme in Südafrika auf Artenschwund aufgrund der Zerstückelung der Regenwälder reagieren.

Weitere Informationen:

http://www.bosch-stiftung.de/juniorprofessorship/ - weitere Informationen und Bewerbungsunterlagen

http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/18255.asp - Interview mit der ersten Robert Bosch Juniorprofessorin Dr. Nina Farwig

Angeblicher Niedergang der Solarenergiebranche

Am 28.03.2008 veröffentlichte Anselm Waldermann auf Spiegel-online einen Artikel mit dem Titel "Chinesen überschwemmen Deutschland mit Solarzellen". Tenor des Artikels war, dass chinesische Solarzellen- und -modul-Hersteller von der großen Nachfrage nach Solarstrom in Deutschland profitierten, die deutsche Branche dagegen im Niedergang begriffen sei. Deutschland würde mit seinem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) Firmen aus China fördern. Wer den Spiegel-online-Artikel halbwegs aufmerksam liest, stolpert über eine Irreführung nach der anderen. Auf der Artikelseite konnte abgestimmt werden, was die Leserschaft davon hält. Die meisten waren empört, dass "die Chinesen" unser EEG ausnutzen. Das hat mich zum Schreiben eines Leserbriefs herausgefordert. Jetzt veröffentliche ich ihn an dieser Stelle:

Herr Waldermann vermengt meines Erachtens zwei völlig unterschiedliche Geschäftsfelder der Solarbranche miteinander in irreführender Weise: Solarmodulproduktion und Stromproduktion. Die Stromerzeugung mittels Solarzellen wird meines Wissens nach dem EEG vergütet, nicht aber die Herstellung der Module. Das Abstimmungsergebnis zeigt, dass die Irreführung der Leserschaft trefflich gelungen ist.

Wenn der Markt für Solarzellen in Deutschland so groß ist, dass er zusätzliche Hersteller aus dem Ausland anlockt und inländische Hersteller trotzdem Produktion, Umsatz und Gewinn steigern können, kann man daraus doch nicht den Niedergang der deutschen Solarindustrie prognostizieren. Wenn der Anteil der Solar First Produktion in Deutschland auf 20 Prozent sinkt, weil in Malaysia und anderswo zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden, kann ich noch immer keinen Niedergang erkennen, da es sich nur um relative Verschiebungen der Marktanteile in einem insgesamt wachsenden Markt handelt.

Allerdings sollte man sich in Wirtschaft und Politik Gedanken darüber machen, weltweit das deutsche EEG als äußerst wirksame Förderung von alternativen Energien anzupreisen, um den Gesamt-Marktraum zu vergrößern. Daran sollten heimische wie ausländische Hersteller von Solarmodulen gleichermaßen interessiert sein. Die Schaffung eigener heimischer Märkte kann doch nur im Interesse der ausländischen Hersteller sein.

Hier könnte tatsächlich der Markt einmal dazu genutzt werden, ein gutes politisches Instrument zu verbreiten und Deutschland könnte tatsächlich eine innovative Vorreiterrolle übernehmen. Zudem käme Lobbyarbeit für eine weltweite Verbreitung des EEG dem Klimaschutz und damit der Weltbevölkerung zugute.

Mittwoch, 13. Februar 2008

TV-Empfehlung: Quarks & Co.

Das WDR-Magazin Quarks & Co. beschäftigt sich in seiner Sendung Die Waffen der Terror-Fahnder mit Sinn und Unsinn falscher Terrormeldungen und den Kosten von Sicherheitswahn, Vorratsdatenspeicherung, Terrorangst und mit neuen Methoden zum Aufspüren von Sprengstoff, z.B. mit Hilfe von Antiterror-Bienen. Die Sendung wird am Samstag, den 16.02.2008 ab 10:25 Uhr wiederholt und dauert 45 Minuten. (13.02.2008)

Donnerstag, 7. Februar 2008

Katja Rapp will leben - Knochenmarkspender als Lebensretter gesucht!

Katja Rapp ist 35 Jahre alt. Im November 2007 ging sie zum Arzt, weil sie an unerklärlicher Schwäche und Fieber litt. Die Diagnose war erschütternd: akute myeloische Leukämie (AML), Blutkrebs. Nach zwei erfolglosen Chemotherapien in den vergangenen beiden Monaten hofft die Mutter des 20 Monate alten Benjamins nun darauf, dass irgendwo eine Person gefunden wird, die ihr gesunde blutbildende Zellen spenden kann. Ohne geeignete Spenderzellen wird sie nur noch Wochen überleben.

Über 10250 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an Leukämie, die meisten im Alter jenseits der 60. Die chronischen, langsam verlaufenden Leukämie-Formen kommen nur bei Erwachsenen vor. Die akute lymphatische Leukämie (ALL) trifft dagegen hauptsächlich Kinder. Die AML, die Katja Rapp befallen hat, kann in allen Altersstufen auftreten. Die akuten Leukämien führen innerhalb von Wochen oder weniger Monate zum Tod, wenn sie nicht behandelt werden.

Einziger Ausweg für viele, die wie Katja Rapp an einer akuten Leukämieform erkrankt sind, ist das Abtöten der kranken Blutzellen und ihr nachfolgender Ersatz durch Knochenmarks-Stammzellen eines geeigneten Spenders. Heutzutage werden Knochenmarks-Stammzellen zu 80 Prozent aus dem Blut von Spendern gewonnen, in den anderen Fällen aus dem Knochenmark des Beckens.

Spenden kann jeder Gesunde und körperlich fitte Mensch zwischen 18 und 55 Jahren, der mindesten 50 Kilogramm wiegt und einen BMI (Body-Mass-Index) (Berechnung: Gewicht in kg / (Körpergröße in m)²) von unter 40 aufweist. Wer einen BMI von über 40 hat, leidet an massiver Adipositas. Einen BMI-Rechner und weitere Voraussetzungen für die Spende finden Sie bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS).


Wie entsteht Leukämie?

Die Auslöser für die verschiedenen Typen des Blutkrebses sind noch immer weitgehend unbekannt, auch wenn in seltenen Fällen Strahlung, Zytostatika (Stoffe, die Zellteilung und -wachstum beeinträchtigen) oder Kontakt mit krebserregenden Stoffen wie z.B. Benzol eine Rolle spielten. Grundsätzlich wird Krebs durch Veränderungen im Erbgut körpereigener Zellen hervorgerufen. Diese Veränderungen (Mutationen) verleiten die mutierten Zellen zu unkontrolliertem Wachstum.

Erkrankt jemand an Leukämie, vermehren sich die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) bzw. ihre Vorläuferzellen maßlos und können ihre eigentliche Funktion nicht mehr wahrnehmen. Leukozyten sind vielgestaltig. Sie übernehmen normalerweise unterschiedliche Funktionen in der Abwehr von Krankheitskeimen und beseitigen kranke körpereigene Zellen. Einige erkennen fremdes und krankes Gewebe, andere vertilgen die entsprechenden Zellen und zerlegen sie, wieder andere speichern die Informationen über schädliche Eindringlinge und bilden das Immungedächtnis und andere Typen haben noch weitere Funktionen im Immunsystem.


Blutbildung

Alle neuen Blutzellen, egal welchen Typs, werden im Knochenmark von Knochenmarks-Stammzellen gebildet. Knochenmarks-Stammzellen entwickeln sich weiter in zwei Arten von Vorläuferzellen. Lymphatische Vorläuferzellen werden zu einem Teil der Leukozyten. Diese Art von Leukozyten muss in den Organen des Lymphsystems nachreifen. Der andere Teil der Leukozyten, die für den Sauerstofftransport verantwortlichen roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und die für den Wundverschluss wichtigen Blutplättchen (Thrombozyten) entstehen aus myelotischen Vorläuferzellen. All diese Zellen reifen direkt im Knochenmark. Leukozyten und Thrombozyten werden nur wenige Tage alt, Erythrozyten bis zu 120 Tage. Deshalb entstehen im Knochenmark die verschiedenen Blutzellen ständig neu.


Symptome der Leukämie

Durch die Leukämie wird das Immunsystem geschwächt, weil zwar immer mehr Leukozyten entstehen, diese ihre Funktion als Gesundheitspolizei aber eingebüßt haben. Außerdem behindert die ungebremste Vermehrung und Ausbreitung der mutierten Vorläuferzellen auch die Bildung von roten Blutkörperchen und Blutplättchen im Knochenmark. Die Bezeichnung lymphatisch oder myelotisch hängt vom Typ der vom Krebs betroffenen Vorläuferzellen ab.

Symptome einer Leukämie-Erkrankung sind Blässe und allgemeine Schwäche aufgrund der schlechteren Sauerstoffversorgung des Körpers, Anfälligkeit für Infektionen, weil intakte Immunzellen fehlen, vermehrte Blutungen und blaue Flecken, weil Blutplättchen für den Wundverschluss fehlen. Da diese Symptome recht unspezifisch sind, bringen nur eine Untersuchung des Blutbilds und des Knochenmarks abschließende Klarheit.

Sind weitgehend ausgereifte (ausdifferenzierte) Blutzellen vom Krebs betroffen, schreitet die Krankheit in der Regel langsamer fort und nimmt den chronischen Verlauf. Je frühere Zellstufen im Blutbildungsprozess vom Krebs betroffen sind, desto rasanter verläuft die Krankheit, da kaum noch gesunde Blutzellen neu entstehen. Eine akute Leukämie muss deshalb sofort behandelt werden.


Behandlung mit Knochenmarks-Stammzellen

Nachdem die mutierten Blutzellen und das Knochenmark zerstört worden sind, müssen sie ersetzt werden, denn ohne diese Zellen kann niemand überleben. Fremde gesunde Knochenmarks-Stammzellen müssen die Blutbildung im Körper der akut Leukämie-Kranken übernehmen. Wachstumsfaktoren fördern die Blutneubildung. Ein Spender sollte mit dem sogenannten HLA (Human-Leukozyten-Antigen)-Typus der Kranken so weit wie möglich übereinstimmen, um spätere Abstoßungsreaktionen zu vermeiden. In einer sogenannte Typisierung wird solch eine Übereinstimmung festgestellt.

Es gibt sechst HLA-Faktoren, die zwischen Empfänger und Überträger übereinstimmen sollten. Die HLA-Faktoren kommen in so vielen Varianten in der Bevölkerung vor, dass im Idealfall ein passender Spender unter 20000 Menschen für eine bestimmte Patientin gefunden wird. Bei seltener vorkommenden Merkmalskombinationen kann das Verhältnis schlechter als 1 zu über einer Million sein. Je mehr Menschen sich also als Spender registrieren lassen und dafür typisiert werden, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich übereinstimmende Typen bzw. genetische Zwillinge gefunden werden und ein potenzieller Spender zum Lebensretter werden kann.

Knochenmarks-Stammzellen können auch weitere leukämie-ähnliche Krankheiten heilen. Jährlich benötigen rund 1700 Menschen in Deutschland Hilfe von Knochenmarksspendern, Aus der restlichen Welt kommen 12000 Anfragen hinzu. Hierzulande sind bisher über drei Millionen potenzielle Spender registriert. Das ist rund ein Viertel der weltweit Registrierten.


Wie spende ich Knochenmarks-Stammzellen?

Wenn alle Vorbedingungen erfüllt sind und ein geeigneter Spender für eine an Leukämie erkrankte Person gefunden und die tatsächliche Spendenwilligkeit und Gesundheit des Spenders bestätigt wurde, kann es zur tatsächlichen Spende kommen. Bisher werden nur wenige Prozent der registrierten Spender tatsächlich innerhalb der nächsten zehn Jahre zur Spende aufgefordert. Behandlungs-, Reise- und gegebenenfalls Verdienstausfall-Kosten trägt die Krankenkasse der an Blutkrebs leidenden Person.

In den meisten Fällen kommt es zu der sogenannten peripheren Entnahme: Die Anzahl der Knochenmarkstammzellen im Blutstrom des Spenders wird künstlich erhöht mit Hilfe des Wachstumsfaktors G-CSF. Man könnte das vielleicht mit einer täglichen Düngergabe für Knochenmarkstammzellen vergleichen.

In einer spezialisierten Klinik wird nach fünf Tagen Knochenmarksstammzellvermehrung aus einer Armvene Blut über eine Art Filter geleitet, über das die gewünschten Stammzellen aussortiert werden. Das restliche Blut fließt über die andere Armvene wieder zurück in den Körper. Die Behandlung erfolgt ambulant an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.

In einigen Fällen wird direkt Knochenmark aus dem Beckenknochen entnommen. Das geschieht unter Vollnarkose. Der Spender ist dafür in der Regel drei Tage lang in einer der Spezialkliniken untergebracht, wobei der Eingriff etwa eine Stunde dauert. Nach der Entnahme kann sich die gepikste Stelle anfühlen, als ob man gegen die Tischkante gestoßen ist. Innerhalb von 14 Tagen ist die Zahl der Stammzellen wieder auf dem Ausgangsniveau. Spender fühlen sich nach der Entnahme je nach Verfassung ein oder wenige Tage lang etwas angeschlagen.

In der Nabelschnur und Plazenta von Neugeborenen sind relativ viele Knochenmarkstammzellen enthalten. Normalerweise landen die Gewebe nach der Geburt im Abfall. Dabei könnten die daraus isolierten und eingefrorenen blutbildenden Stammzellen das Leben von leukämiekranken Kindern retten. Täglich werden rund 2000 Babys in Deutschland geboren.


Wie werde ich zum Spender?

Doch der erste Schritt ist die Registrierung und Typisierung bei der DKMS, der deutschen Knochenmarkspenderdatei. Man kann sich online oder per Telefon bei der DKMS anmelden und erhält weitere Infromationen und Wattestäbchen, um Abstrichproben aus der Mundhöhle für die Typisierung zurücksenden zu können.

Oder man nimmt an einer der vielen Typisierungsaktionen von Vereinen und Firmen teil, die landesweit organisiert werden. Dort werden den Neuspendern fünf Milliliter Blut für die Typisierung abgezapft. Die Laboruntersuchungen für eine Typisierung kosten rund 50 Euro. Die Kosten werden aus Spendengeldern gedeckt. Deshalb kann zumindest mit einer Geldspende helfen, wer selbst keine Knochenmarkstammzellen spenden kann oder will.

Die Typisierungsdaten werden an das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) weitergegeben. Dort landen alle Suchanfragen nach passenden Spendern aus Deutschland und der Welt.


Ein letzter Aufruf

Katja Rapp möchte ihren Sohn Benjamin gerne zu seinem zweite Geburtstag in die Arme schließen können. Um das erleben zu können, braucht sie dringend die Hilfe eines Menschen, der ihr genetischer Zwilling ist. Es braucht gar nicht so viel Mut zum Lebensretter zu werden, ob für Katja Rapp oder einen Menschen in ähnlicher, verzweifelter Lage auf der Welt.

Nehmen Sie an Typisierungsaktionen in Ihrer Region teil oder tragen Sie sich per Internet bei der DKMS ein. Wer selbst nicht gesund ist, zu jung oder zu alt, kann mit einer Spende dazu beitragen, dass möglichst viele Gewebe- und Blutproben typisiert werden können. Oder man organisiert selbst mit Unterstützung der DKMS Typisierungsaktionen oder hilft bei solchen mit. Alle gemeinsam können wir die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass passende Knochenmarks-Spender für Leukämiekranke gefunden werden.


Quellen:

Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS)
Gesellschaft der epidemiologischen Kregsregister in Deutschland (GEKID)
Familie und Freunde helfen Katja Rapp in ihrem Kampf ums Überleben.
Kompetenznetz Leukämie
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ)
Das freie Online-Lexikon Wikipedia über Leukämie