Nach dem letzten Ausbruch der durch Viren übertragenen Krankheit wurden Millionen Rindviecher und Schweine gekeult und verbrannt. Das war 2001. Vor wenigen Tagen brach die Krankheit erneut in England aus. Weshalb wird diese weltweit verbreitete Krankheit als so gefährlich betrachtet, dass man so rabiat gegen ihre Ausbreitung vorgeht?
Neben Rindern und Schweinen können andere Paarhufer wie Schafe, Ziegen, Rehe und Rotwild an der Maul- und Klauenseuche erkranken. Pferde dagegen sind nicht gefährdet. Ratten und Mäuse sind Überträger der Krankheit. Aber auch der Wind kann die Viruspartikel verbreiten. Die Krankheit ist für Rinder hoch ansteckend. Nur 10 Keime reichen aus, um ein Tier erkranken zu lassen.
Die Ansteckungsgefahr für den Menschen ist gering. Bisher kam es nur zu vereinzelten Erkrankungen. Bei engem Kontakt mit kranken Tieren kann die Krankheit ausbrechen, wenn normale Hygienevorschriften nicht beachtet werden und z.B. offene Wunden mit Körperflüssigkeiten und -ausscheidungen des Tieres wie Milch, Speichel, Schweiß, Urin, Kot in Kontakt kommen. Sogar die Ausatemluft kranker Tiere kann den Erreger verbreiten. Der Krankheitsverlauf bei beim Menschen ist harmlos und unkompliziert, ähnelt einer Erkältung mit leichtem Fieber, die mit Bläschenbildung im Mund und an den Nägeln einhergeht.
Beim neuesten Ausbruch in England liegt der Verdacht nahe, dass die Forschungsstelle eines Tierhygienischen Instituts bzw. ein Impfstoffhersteller auf dem selben Gelände Quelle für die Erreger waren. Sie müssen über 6 km durch den Wind übertragen worden sein. Man geht davon aus, dass Maul- und Klauenseucheerreger über 60 km, über Wasser sogar über 200 km verfrachtet werden können. Bestätigt sich der Herkunftsort, ist das ein riesiger Skandal, da Labore, die mit hochansteckenden Keimen arbeiten, sei es zur Forschung oder zur Impfstoffherstellung, hohe Sicherheitsanforderungen einhalten müssen, die eigentlich eine unbeabsichtigte Freisetzung der Keime ausschließen.
Der Maul- und Klauenseucheerreger ist ausgesprochen widerstandsfähig. Die Viren können monatelang in der Umwelt bestehen - im Boden, angeheftet an Kleidung und Geräten, in Abfällen - , ohne ihre Ansteckungsgefahr zu verlieren. Von infizierten Tieren werden sie zudem monatelang ausgeschieden. Milch- und Fleischprodukte gelangen aus Sperrbezirken gar nicht mehr in Umlauf, wären aber bei den in Deutschland vorgeschriebenen Hygienebedingungen auch nicht gefährlich für den Menschen.
Für erwachsene Tiere ist die Krankheit gut zu überstehen, obwohl man sie nicht behandeln kann. Einige Tiere werden zu Überträgern ohne selbst Krankheitssymptome zu zeigen. Die Leistung der Tiere nimmt ab, weil sie unter der Krankheit leiden. Jungtiere wie Ferkel und Kälber können sterben. Haben die Tiere die Krankheit überwunden, entwickeln sie Immunität, scheiden die Erreger aber noch monatelang aus.
Bis 1991 wurde gegen Maul- und Klauenseuche geimpft. Die Impfung wurde in der EU verboten, weil die Erreger der europäischen Varianten der Krankheit als ausgerottet galten. Das Friedrich-Löffler-Institut arbeitet an neuen Impfstoffen und Diagnosemitteln. Notimpfungen sind in bestimmten Fällen (habe ich noch nicht recherchiert, in welchen) noch immer möglich. Isolierung, Notschlachtung, Tierkörperbeseitigung und Desinfektion gelten als die Maßnahmen, eine Ausbreitung der hochansteckenden Tierseuche einzudämmen.
Tiere und Tierprodukte erkrankter Tiere sind nicht mehr exportfähig wegen der hohen Ansteckungsgefahr. Geimpfte Tiere können von kranken Tieren nur unterschieden werden, wenn der Impfstoff, der aus inaktivierten Viren besteht, besonders markiert ist. Deshalb können auch geimpfte Tiere in der Regel nicht mehr exportiert werden. Wären alle Tierbestände weltweit durchseucht, würde das wahrscheinlich niemanden mehr zu sehr kümmern. Wirtschaftliche Faktoren scheinen der Hauptgrund für die rabiate Seuchenbekämpfung zu sein.
Quellen für die Hintergrundinformationen:
Epdemiologisches Bulletin Nr. 9 des Robert-Koch-Instituts vom (2. März 2001).
Broschüre des Friedrich-Löffler-Instituts über Maul- und Klauenseuche (28. Februar 2005).
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1 Kommentar:
Und der gleiche Erregerstamm ist wieder ausgebrochen, auf einem anderen Hof. Durch die frühzeitige Isolierung der verseuchten Gebiete konnte die Ausbreitung der Seuche schnell gestoppt werden.
Inzwischen ist übrigens nachgewiesen, dass eine defekte Rohrleitung zwischen den beiden Forschungslaboren die Freisetzung der Maul- und Klauenseuche-Erreger verursachte.
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