Die internationale STROBE-Forschergruppe unter Leitung Berner Wissenschaftler empfiehlt jetzt in mehreren Fachzeitschriften nach drei Jahren Arbeit eine Liste mit einzuhaltenden Qualitätsstandards für die Veröffentlichung von epidemiologischen Studien in der Medizin. Die Epidemiologie erforscht die Ursachen von Krankheiten, ihre Folgen und ihre Verbreitung.
"Mehrere Untersuchungen konnten zeigen, dass die Qualität von publizierten Beobachtungsstudien oft unzureichend ist", stellt Dr. Erik von Elm vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern fest. "Dies öffnet Fehlinterpretationen Tür und Tor". So ist in der Pressemitteilung der Universität Bern zu lesen. Das kann zu falschen Ernährungsempfehlungen und fehlgeleiteten Ängsten in der Öffentlichkeit führen und außerdem die zukünftige Forschung fehlleiten und behindern.
Donna M. Windish, von der Yale Hochschule für Medizin, New Haven, Conneticut/USA, und ihre KollegInnen stellten in einer Veröffentlichung im Journal of the American Medical Association Anfang September 2007 fest, dass von 277 niedergelassenen InternistInnen nur rund 41 Prozent in der Lage waren, die Statistik hinter veröffentlichter klinischer Forschung korrekt zu verstehen. Unter den HauärztInnen mit Forschungserfahrung war der Anteil wesentlich höher (rund 75 Prozent).
Solch eine Wissenslücke kann leicht zu Fehlinterpretationen von Originalliteratur führen. Das verursacht womöglich eine falsche Übertragung neuer Erkenntnisse in die ärztliche Praxis. Für eine evidenz-basierte medizinische Praxis ist aber beides nötig, aussagekräftige, verlässliche Studien und Fachleute, die sie verständig lesen und interpretieren können. Wünschenswert wäre, dass jede/r praktizierende Arzt/Ärztin medizinische Studien im Zweifel selbst verstehen kann, auch wenn der Wissensfortschritt in der Medizin in Fortbildungen vermittelt wird.
Evidenz-basiert Medizin bedeutet, dass die zurzeit optimale Behandlungsmethode zum Wohle des Patienten angewendet wird. Was die optimale Behandlungsmethode ist, erschließt sich dabei aus der Erfahrung der/s Behandlenden, der Kenntnis über den einzelnen Patienten und aus dem Wissen um den Stand der Forschung.
Allgemeinverständliches Grundlagenwissen und andere Hintergrundinformationen über medizinische Forschung und darüber, wie man die Wirksamkeit von Medikamenten einschätzen kann, vermittelt die Wissensplattform der Fachwissenschaft Gesundheit der Universität Hamburg. Unabhängige Informationen über Arzneimittel erhält man über das arznei-telegramm. Unabhängige Informationen zu Behandlungen und Medikamenten bietet auch die Plattform Gesundheitsinformation.de, die von WissenschaftlerInnen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesunheitswesen (IQWIG) betrieben wird.
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