Suche in Web und Infobildungsdienst-Seiten

Google
 

Dienstag, 2. Oktober 2007

Star-Trek lässt grüßen - Mikrochip lässt Blinde wieder sehen

Susanna Knotz (14.3.07 erstmals auf www.infobildungsdienst.de veröffentlicht)

Ein Mikrochip mit 1500 winzigen Fotozellen ersetzt die Funktion abgestorbener Lichtsinneszellen im Auge von Erblindeten. In einem ersten Testlauf setzten Augenärzte aus Tübingen und Regensburg sieben Testteilnehmern je einen Mikrochip der Firma Implant GmbH aus Reutlingen unter die intakte Netzhaut ins Auge. Die Fotozellen erzeugen bei Bestrahlung mit Licht einen elektrischen Impuls. Die Nervenzellen der Netzhaut nahmen dieses elektrische Signal auf und leiteten es über den Sehnerv an das Gehirn weiter, wie sie es auch in Gesunden tun würden, deren Lichtsinneszellen (Stäbchen und Zapfen) die elektrischen Impulse liefern.

Das Minimalziel der Forscher war, dass sich ehemals Blinde wieder mit Hilfe ihres Sehsinnes im Raum orientieren können. Die Versuchsteilnehmer konnten mit Hilfe des Mikrochips Licht von Dunkel unterscheiden, Fenster und Lampen erkennen oder sogar helles Geschirr auf dunklem Hintergrund wahrnehmen. Maschine (Mikrochip) und Mensch arbeiteten Hand in Hand. Das technische Wunder funktioniert nur bei Menschen, deren Netzhaut, Sehnerv und die zugehörigen Hirnregionen nicht beschädigt sind. Das sind Patienten mit Retinitis pigmentosa (Netzhautentzündung), Chorioideremie (Aderhautabbau) oder Zapfen-Stäbchen-Dystrophie (Sinneszellen-Abbau von den Rändern aus nach innen). Auch für Patienten mit altersbedingter Makula-Degeneration (Sinneszellen-Abbau vom Zentrum aus) soll eine Lösung gefunden werden. Von Retinitis pigmentosa und altersbeingter Makula-Degeneration sind rund 33 Tausend Menschen in Deutschland betroffen.

Die sieben Versuchsteilnehmer trugen die Netzhaut-Implantate für 4 Wochen, dann wurden die Chips wieder entfernt. Einer der Teilnehmer lebt mit seinem Testchip auf eigenen Wunsch seit nunmehr 16 Monaten beschwerdefrei. Das Team unter der Leitung Professor Zrenners besteht aus Medizinern der Unikliniken Tübingen und Regensburg und aus Biologen, Physikern und Ingenieure der Implant GmbH Reutlingen, verschiedener Institute der Universität Tübingen und des Institutes für Mikroelektronik der Universität Stuttgart. Sie arbeiten weiter zusammen, um den Mikrochip zu verbessern. In Zukunft können ehemals Erblindete womöglich sogar wieder stark vergrößerte Schrift lesen. Aber noch ist das Science fiction.

Patienten, die sich für die Methode und ihre Weiterentwicklung interessieren, steht ab dem 15.03.2007 ein Servicetelefon unter der Nummer Tel. 07121 / 7012 180 zur Verfügung.

Quelle: Dr. Ellen Katz, Pressestelle des Universitätsklinikums Tübingen

Keine Kommentare: